Der Flughafen Frankfurt gerät zunehmend unter Wettbewerbsdruck
Der Flughafen Frankfurt ist das zentrale Luftverkehrsdrehkreuz Deutschlands – und ein Schlüsselakteur für internationale Mobilität, globale Wirtschaftsverbindungen und stabile Lieferketten.
Doch die Rahmenbedingungen, unter denen Flughäfen wie Frankfurt operieren, geraten zunehmend aus dem Gleichgewicht. Ein ganzes Bündel an nationalen Sonderbelastungen – allen voran die Luftverkehrsteuer – beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Standorte im internationalen Vergleich spürbar.
Die Folgen reichen von verlangsamtem Wachstum bei den Passagierzahlen im Vergleich zu internationalen Hubs bis hin zu verlagerten Verkehrsströmen in benachbarte Länder.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich: Deutschland braucht eine kohärente, industriepolitisch abgestimmte Luftverkehrsstrategie. Es genügt nicht, den Luftverkehr einseitig unter ökologischen Vorzeichen zu betrachten. Vielmehr braucht es einen ausgewogenen Rahmen, der Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und internationale Konnektivität gleichwertig berücksichtigt.
Die Fraport AG sieht darin nicht nur eine Frage wirtschaftlicher Vernunft, sondern auch einen notwendigen Beitrag zur Sicherung des Luftverkehrsstandorts Deutschland.
Luftverkehrsteuer – hohe Belastung, geringe Lenkungswirkung
Die deutsche Luftverkehrsteuer wurde im Jahr 2011 eingeführt und belastet seither jeden abgehenden Passagierflug mit einem pauschalen Betrag, gestaffelt nach Flugdistanz. In ihrer ursprünglichen Begründung diente die Abgabe dem Klimaschutz. Heute ist sie de facto eine fiskalische Einnahmequelle für den Bundeshaushalt – ohne erkennbare ökologische Lenkungswirkung, ohne Zweckbindung, ohne Differenzierung.
Im europäischen Vergleich steht Deutschland damit an der Spitze der Abgabenbelastung im Luftverkehr. Während viele Nachbarstaaten entweder gänzlich auf solche Steuern verzichten oder diese bewusst niedriger ansetzen, wurde die deutsche Luftverkehrsteuer zuletzt im Mai 2024 nochmals erhöht. Für Airlines bedeutet das erhebliche Zusatzkosten, die in der Kalkulation von Strecken und Drehkreuzen zunehmend gegen deutsche Flughäfen sprechen. Für Passagiere steigen die Ticketpreise. Und für Flughäfen wie Frankfurt entstehen reale Risiken: Verbindungen werden verlagert, Marktanteile gehen verloren, internationale Netzwerke erodieren.
Der Flughafen Frankfurt erlebt diese Entwicklungen konkret. Besonders Mittel- und Langstreckenverbindungen geraten unter Druck – gerade dort, wo Umsteigeverkehre sensibel auf Kostenunterschiede reagieren. Frankfurt als interkontinentaler Hub ist davon in besonderem Maße betroffen.
Fraport spricht sich daher für eine grundlegende Reform der Luftverkehrsteuer aus. Entweder durch ihre vollständige Abschaffung oder zumindest durch eine Absenkung auf ein europäisches Durchschnittsniveau. Sollte die Steuer beibehalten werden, müssen ihre Einnahmen zweckgebunden in nachhaltige Luftverkehrsprojekte reinvestiert werden.
Wettbewerbsverzerrungen im internationalen Vergleich
In der Summe führen Luftverkehrsteuer und nationale Alleingänge zu strukturellen Nachteilen für deutsche Flughäfen. Während in Ländern wie Frankreich, Spanien oder Irland staatliche Entlastungen, Investitionsprogramme und gezielte Fördermaßnahmen üblich sind, tragen deutsche Flughäfen ihre Investitionen vollständig selbst.
Flughäfen in Istanbul, Doha oder Dubai werden darüber hinaus als strategische Projekte nationaler Bedeutung behandelt – mit steuerlichen Anreizen, Kapazitätsgarantien und staatlicher Unterstützung beim Streckenausbau.
Ein weiterer Aspekt gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung: Carbon Leakage
Durch nationale Sonderregeln – etwa strengere Klimavorgaben oder zusätzliche CO₂-Kosten – wird der Luftverkehr an deutschen Flughäfen verteuert, ohne dass dies global zu einer tatsächlichen Emissionsreduktion führt.
Vielmehr verlagert sich der Verkehr auf weniger regulierte Auslandshubs, von wo aus Inter- kontinentalverbindungen günstiger angeboten werden können. Das Ergebnis ist eine Schwächung der eigenen Standorte bei gleichbleibender globaler Klimabilanz – ein Effekt, der dringend europäisch gedacht und verhindert werden muss.
Zudem bedarf es einer Überarbeitung der nationalen PtL-Quote. Sie steht im Widerspruch zur europäischen ReFuelEU-Systematik, führt zu zusätzlicher Bürokratie und verteuert den SAF-Einsatz überproportional. Ihre Abschaffung wäre ein einfaches, aber wirksames Signal zugunsten eines einheitlichen und funktionierenden europäischen Markts für nachhaltige Flugkraftstoffe.
Nachhaltigkeit braucht Verfügbarkeit – SAF-Markt stärken
Sustainable Aviation Fuel (SAF) ist aus Sicht der Fraport AG der entscheidende Hebel für einen klimafreundlichen Luftverkehr der Zukunft. Der Ersatz fossilen Kerosins durch nachhaltige Flugkraftstoffe ist essenziell, um die Dekarbonisierungsziele der Branche zu erreichen. Die von der EU im Rahmen der ReFuelEU-Verordnung eingeführten verpflichtenden SAF-Beimischungsquoten sind grundsätzlich ein sinnvolles Instrument, um den Markthochlauf zu fördern. Doch ihre Wirksamkeit hängt maßgeblich davon ab, dass genügend SAF verfügbar ist – zu wettbewerbsfähigen Preisen und unter fairen regulatorischen Bedingungen.
Derzeit ist der Markt für SAF jedoch von einer deutlichen Angebotsknappheit geprägt. Produktionskapazitäten befinden sich vielfach noch in der Planungs- oder Aufbauphase, insbesondere bei strombasierten Kraftstoffen (Power-to-Liquid). Ohne gezielte Förderung – sowohl in Form von
Investitionsanreizen als auch über Preisausgleichsmechanismen – wird es nicht gelingen, die ambitionierten Beimischungsziele zu erfüllen. Zudem droht durch einseitige europäische Vorgaben eine Wettbewerbsverzerrung zulasten von EU-Hubs und europäischen Fluggesellschaften. Um Carbon Leakage – also die Verlagerung von Umsteigeverkehren auf außereuropäische Flughäfen – zu vermeiden, bedarf es eines kohärenten politischen Rahmens, der Klimaschutz und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit gleichermaßen in den Blick nimmt.
Als Flughafenbetreiber ist Fraport nicht für die Kraftstoffproduktion verantwortlich – diese obliegt den Mineralölunternehmen. Dennoch nutzt die Fraport AG ihre strategische Rolle, um auf nationaler und europäischer Ebene Impulse zu setzen. Gemeinsam mit Partnern aus Politik, Industrie und Verbänden wirbt das Unternehmen für eine ambitionierte, aber realisierbare Roadmap zum Hochlauf nachhaltiger Flugkraftstoffe. Konkret fordert Fraport eine gezielte Förderung von Produktionsanlagen, klare und verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen sowie die zweckgebundene Verwendung der Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer und dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten zur Finanzierung der Transformation.
Fraport engagiert sich dafür, dass der Luftverkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann – und gleichzeitig international wettbewerbsfähig bleibt. Denn nachhaltiger Luftverkehr braucht nicht nur Technologie, sondern auch wirtschaftliche Realisierbarkeit.